Vom Rödeln ins Spüren – Was Tierkommunikation mit Selbstfürsorge zu tun hat

Spürst du schon oder rödelst du noch? fragt Renata Mauz in ihrer Blogparade zum Thema gelebte Selbstfürsorge. Denn:

»Unser Alltag ist oft schnell getaktet. Manchmal sind es schöne Dinge, manchmal pure Verpflichtung – doch beides fordert Zeit, Energie und unsere Aufmerksamkeit. In der Alltagshektik geraten wir oft in den „Funktionieren-Modus“ und versuchen alle Dinge unter einen Hut zu bringen.«

Leider geht es uns mit unseren Tieren, mit denen wir doch eigentlich liebevoll in Kontakt gehen wollen, oft genauso. Schnell nach der Arbeit in den Stall, mit schlechtem Gewissen, das Pferd muss schließlich noch bewegt werden. Ah, der Hund muss noch raus, wenigstens eben um den Block. Puh, mit einem Plumps aufs Sofa, zu erschöpft, um noch mit der Katze zu spielen, bloß nur noch Abschalten. Erkennst du dich darin wieder?

Was Tierkommunikation mit Fürsorge sowohl für dein Tier als auch für dich selbst zu tun hat und wie dich die Tierkommunikation vom Rödeln ins Spüren bringen kann – das erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Ein etwas anderes Verständnis von Selbstfürsorge

Selbstfürsorge – da denken viele erstmal an Spa, Yoga und Massagen. Nimm dir Zeit für dich selbst, raten Coaches auf Instagram, gern ergänzt um den wohlwollenden Satz: Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für andere sorgen. Die Palette der Selbstfürsorgepraxis ist vielfältig: Meditation, me-time und Malen, Klangreisen, Qigong, Klosterstille – wie gewohnt stehen wir vor einem reichhaltigen Angebot. Doch die Qual der Wahl ist gar nicht das Schwierigste an der Sache mit der Selbstfürsorge. Problematisch sind eher die fehlende Zeit, die alltägliche Überforderung, das schlechte Gewissen – nicht wahr? Dabei übersehen wir, dass wir als Tierhalter nicht nur den allerbesten Achtsamkeitscoach bereits an unserer Seite haben, sondern dass die Zeit, die wir mit unseren Tieren verbringen, alles Potential in sich trägt für eine alltägliche gelebte Selbstfürsorge. Und das, ohne dass wir dafür Zeit freischaufeln oder noch mehr tun müssen!

Eine kurze Definition von Selbstfürsorge, die dich überraschen wird

Selbstfürsorge hat definitionsgemäß fünf Ebenen: die körperliche, die emotionale, die soziale, die geistige und die spirituelle. Jede dieser Ebenen beinhaltet verschiedene Aspekte. Bewegung ist einer der Aspekte der körperlichen Selbstfürsorge. Auf der emotionalen Ebene geht es darum, Stress zu bewältigen, achtsam mit Gefühlen umzugehen und positive Emotionen zu fördern. Auch die Pflege sozialer Beziehungen zählt zur Selbstfürsorge. Auf der geistigen Ebene bedeutet Selbstfürsorge neben der persönlichen Weiterentwicklung auch das Lernen, das Setzen von Zielen und die Auseinandersetzung mit neuen Ideen. Und auf der spirituellen Ebene meint Selbstfürsorge nicht nur höhere Aspekte wie Finden von Sinnhaftigkeit, Eingehen tiefer Verbindung, Pflege von Werten und Praktizieren von Achtsamkeit und Dankbarkeit – sondern auch schlicht das Verbringen von Zeit in der Natur.

Ich lade dich ein, diesen Absatz noch einmal zu lesen und zu reflektieren, welche dieser Aspekte bereits Teil von deinem ganz normalen Leben mit deinem Tier sind. Bestimmt findest du einiges, oder?

Wenn du magst, schreib deine persönlichen Anknüpfungspunkte für die einzelnen Aspekte der mit deinem Tier lebbaren Selbstfürsorge auf.

Was diese Selbstfürsorge für dich und dein Tier bedeutet

Ganz sicher bewegst du dich mit deinem Hund und deinem Pferd tagtäglich an der frischen Luft und in der Natur. Dein Haustier zu streicheln senkt wissenschaftlich nachweisbar den Cortisolspiegel und fördert die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin, womit Hundekuscheln und Katzenschmusen zur Stressreduktion beiträgt und das emotionale Wohlbefinden steigert. Jedes Spiel mit deinem Hund und jeder Grasespaziergang mit deinem Pferd ist soziale Beziehungspflege, jede Interaktion mit deinem Tier bedeutet Stärkung eurer Verbindung. Und wie viel hast du durch dein Tier bereits lernen dürfen?

Meine Liste der Themen und Inspirationen, mit denen ich mich im Laufe meiner Zeit als Pferdehalterin bereits beschäftigt habe, ist länger als gedacht und auch auf deiner kommen bestimmt einige Punkte zusammen, oder?

Die Frage ist also nicht, was du für mehr Selbstfürsorge in deinem Leben noch tun kannst, sondern wie du die Zeit, die du ohnehin mit deinem Tier verbringst, wahrnimmst und bewertest.

Dein Hundespaziergang hat besipielsweise viel Potenzial zu einer Achtsamkeitspraxis zu werden, die dich die Natur bewusst erleben lässt und dich und deinen Hund noch inniger verbindet.

Eine kurze abendliche Dankbarkeitspraxis, indem du die alltäglichen Marmeladenglasmomente mit deinem Tier notierst, schenkt eurer Zweisamkeit Würdigung und lässt dich besser schlafen.

Und die Frage, wie du und dein Pferd euch in eurer Trainingseinheit fühlt, kann für euch beide viel verändern.

Was die Tierkommunikation für dich und dein Tier bewirkt

Haustiere und domestizierte Pferde schätzen unsere Fürsorglichkeit und unser Bestreben, ihnen möge es an nichts fehlen. Doch noch wichtiger als die körperliche Versorgung durch ihren Menschen ist ihnen das Teilen positiver Emotionen wie Liebe und Freude mit ihrem Zweibeiner – sprich: gelebte (Selbst-)Fürsorge auf der emotionalen Ebene. Pferd, Hund und Katz wollen Quality-time mit uns verbringen. Sie leben viel mehr als wir im gegenwärtigen Moment und holen uns nur allzu gern ins Hier und Jetzt. Unsere Tiere helfen uns mit Vergnügen, zu entschleunigen und uns eine Auszeit vom alltäglichen Zuviel an Aufgaben und Anforderungen zu nehmen, das wir leider allzu oft auch über unsere Tierzeit stülpen.

Dein Zugang zur Gedanken- und Gefühlswelt deines Tieres

Tiere denken und fühlen. Und unsere Tiere kennen uns nicht selten besser als wir selbst. Tierkommunikation ist ein Zugang zu ihrer Wahrnehmungswelt und ihrem inneren Erleben – und darüber auch ein Weg zu dir selbst aus der Perspektive deines Tieres.

Ein Tiergespräch, das du mit deinem Tier führen lässt, kann dir in vielerlei Hinsicht Aufschluss geben. Im Tiergespräch kannst du deinem Tier alle deine Fragen stellen. Du kannst es fragen, wie es dich wahrnimmt, was es an dir mag, welche Ratschläge es für dich hat – und damit einen Blick auf dich selbst aus der Sicht deines Tieres gewinnen.

Du kannst es fragen, was es sich in eurer Beziehung wünscht, welche gemeinsamen Aktivitäten es mag, welche Ideen und Bedürfnisse es in euer Miteinander einbringen möchte – und es so einbeziehen in die Gestaltung eurer gemeinsamen, gelebt selbstfürsorglichen Zeit. Tiergespräche bingen mehr Achtsamkeit und Tiefe in eure Beziehung und machen eure Verbindung noch inniger, wertschätzender und vertrauter.

Tierkommunikation als Achtsamkeitspraxis

Tierkommunikation in einem ganzheitlichen Sinn ist zum Einen viel mehr als die alltägliche verbale und körpersprachliche Interaktion. Zum Anderen findet sie im Alltag weitaus subtiler statt als im klassischen Sinn des telepathischen Tiergesprächs. Zwischen freudigem Schwanzwedeln und aufgeregtem Hundegebell, zwischen aufforderndem um-die-Beine-Streifen und sanftmütigem Katzenschnurren, zwischen zufriedenem Schnauben und genervtem Schweifschlagen liegt noch ganz viel feinere Kommunikation.

Diese bemerken wir nur, wenn wir innehalten, still werden, achtsam sind und zuhören. Deswegen ist Achtsamkeitspraxis ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer ganzheitlichen Tierkommunikation mit dem eigenen Tier. Das Schöne ist: Du kannst sie zusammen mit deinem Tier machen in euren ganz alltäglichen Situationen und diese Art der gelebten Selbstfürsorge bringt dich gleichzeitig dir selbst, deinem Tier und der Tierkommunikation näher.

Tierkommunikation lernen bedeutet: dich vom Außen ab- und dem Innen zuwenden, Gespür entwickeln, achtsam und präsent den lautlosen Tönen lauschen. Damit ist Tierkommunikation zu lernen und zu praktizieren eine Art von gelebter Selbstfürsorge. In der Tierkommunikation kannst du gleichzeitig Selbstfürsorge und Verbindung mit deinem Tier leben. Ist das nicht wunderbar?

Tierkommunikation als Weg vom Rödeln ins Spüren

Die achtsame Gestaltung der Zeit, die ich mit meinen Tieren verbringe, und die stille Zwiesprache mit ihnen ist meine allerliebste Form der Selbstfürsorge. Meine Tiere helfen mir, bei mir selbst anzukommen. Sie helfen mir innezuhalten und Stress zu entfliehen. Sie helfen mir, heraus aus dem Funktionieren und mehr ins Fühlen zu kommen. Meine Tiere sind wichtige Anker in meinem Leben. Egal, wie viel ich zu tun habe, die Zeit mit ihnen bedeutet mir wertvolle Pausen.

Wie geht es dir mit deinem Tier? Wobei hilft es dir? Und was davon bedeutet Selbstfürsorge für dich?

Ich lade dich ein, deine Gedanken dazu aufzuschreiben.

Zwei praktische Übungen für mehr gelebte Selbstfürsorge mit deinem Tier

Ich möchte dir neben den gedanklichen Impulsen in diesem Beitrag noch zwei kleine Übungen mitgeben, die deine Selbstfürsorgepraxis mit deinem Tier stärken und dich zugleich auf dem Weg der vielen kleinen Schritte der Tierkommunikation mit deinem eigenen Tier näher bringen. Wenn du mehr davon möchtest, würde ich mich freuen, dir und deinem Tier in einem meiner Kurse zu begegnen.

1. 🤎 Umgedacht: Was wäre wenn… 🤎

Diese kleine, aber wirkungsvolle Übung lädt dich zum Umdenken ein. Lass uns das am Beispiel der häufigsten Hinderungsgründe für Selbstfürsorge gemeinsam anschauen. Betrachten wir die eingangs erwähnten Aspekte Zeitmangel, Über-Forderung, Erschöpfung und das damit verbundene schlechte Gewissen, das wir in Bezug auf unsere Tiere nur allzu leicht entwickeln, doch einmal aus der neugewonnenen Perspektive.


So oft denken wir in wenn-dann-Mustern:

Wenn ich alle Aufgaben geschafft habe, dann habe ich Zeit für etwas Schönes mit meinem Tier.

Wenn ich nicht so erschöpft wäre, dann könnte ich die Zeit mit meinem Tier mehr genießen.

Wenn ich mehr Zeit für mein Tier hätte, dann muss ich kein schlechtes Gewissen mehr haben.


Doch was passiert, wenn wir diese Sätze umstellen? Welche subtilen Veränderungen ergeben sich dadurch? Machst du das kleine Experiment mit mir?

🤎 Wenn ich Zeit für etwas Schönes mit meinem Tier habe, dann schaffe ich alle Aufgaben.

Wenn du die Zeit mit deinem Tier als Kraftquelle, als Auszeit und zum Auftanken erlebst, dann gewinnst du dadurch neue Energie, dank welcher du deine Aufgaben mit mehr Schwung bewältigen kannst.

🤎 Wenn ich die Zeit mit meinem Tier mehr genieße, wäre ich nicht so erschöpft.

Erinnere dich an die Sache mit dem Cortisol und dem Oxytocin. Achtsame Zweisamkeit führt zu echter Entspannung – im Gegensatz zu sinnentleerten Scollen am Handy.

🤎 Wenn ich kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, habe ich mehr Zeit für mein Tier.

Wie bitte? Wie soll denn das gehen? Nun: Dein schlechtes Gewissen entfernt dich gedanklich von deinem Tier. Ohne schlechtes Geiwssen kannst du deinem Tier mehr Aufmerksamkeit und Präsenz schenken und damit auch mehr qualitative Zeit innerhalb derselben Anzahl von Minuten.


Ich lade dich ein, deine alltäglichen wenn-dann-Gedanken immer mal wieder auf diese Weise umzustellen. Du kannst auch deinen versteckten Überzeugungen und Glaubenssätzen auf diese Art den Wind aus den Segeln nehmen.

2. 🩵 Fünf Atemzüge mit Herz 🩵

Last but not least hier noch eine praktische Übung für deinen Alltag, die eine kleine aber feine Wirkung auf dich und dein Tier hat:

Ich lade dich ein, das nächste Mal für eine einzige Minute innezuhalten, bevor du deinem Tier begegnest. Das kann im Auto vor deiner Haustür oder auf dem Stallparkplatz sein. Du kannst für diese Übung deine Augen schließen oder den Blick nach unten richten, wenn du dich mit geschlossenen Augen nicht wohlfühlst. Schaust du nach unten wird deine kleine Achtsamkeitspraxis der Herzöffnung niemandem auffallen, wer dich sieht wird vermuten, dass du auf dein Handy schaust.


🩵 Atme einmal bewusst ein und wieder aus. Wenn dein Körper beim Ausatmen einen Seufzer loslassen möchte, dann erlaube es ihm.

🩵 Spüre beim nächsten Atemzug, wie sich dein Brustkorb beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt.

🩵 Fühle beim dritten Atemzug dein Herz in deiner Brust.

🩵 Nimm beim vierten Atemzug den Raum deines Herzens wahr. Dein Herzraum ist der Raum deines emotionalen Erlebens. Dein Gespür, dein innerer Raum für Herzensangelegenheiten und Herzverbindungen in deinem physischen Brustraum.

🩵 Beim fünften Atemzug stell dir vor, dass dieser innere Raum deines Herzens beim Einatmen weiter und beim Ausatmen weicher wird.

Öffne deine Augen, bleibe in dieser Energie und frische sie, wenn du magst, mit einem bewussten Atemzug noch einmal auf, bevor du deine Haustür öffnest oder den Stall betrittst und dein Tier begrüßt.


Ich wünsche dir einen wundervollen Weg gelebter Selbstfürsorge mit deinem Tier und freue mich, wenn du deine Gedanken und Erlebnisse in den Kommentaren unter diesem Beitrag teilst. Gegenseitige Inspiration vermag den Allltag für alle schöner zu machen – für Menschen und Tiere!

4 Kommentare zu „Vom Rödeln ins Spüren – Was Tierkommunikation mit Selbstfürsorge zu tun hat“

  1. Wie schön! Du schreibst so anschaulich über Tierkommunikation. Aber obwohl ich keine Tiere habe und also auch keine Tierkommunikation praktiziere, lerne ich durch deine Texte immer wieder etwas neues und interessantes, was auch ich für mich anwenden kann. Danke dafür.

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Mama! Es freut mich sehr, dass dir meine Beiträge nicht nur gefallen, sondern du auch etwas für dich mitnehmen kannst <3 Liebe Grüße, Natalie

  2. Liebe Natalie,
    mir gefällt die Perspektive, dass Selbstfürsorge kein neues To-Do sein und keine Extra-Zeit freigeschaufelt werden muss. Bereits die Zeit, die wir mit dem Haustier verbringen, kann als gelebte Selbstfürsorge wahrgenommen werden. Wie das gelingt? Dazu lieferst Du praktische Übungen und hinterfragst bekannte Denkmuster.
    Sonnige Grüße,
    Renata

    1. Liebe Renata,
      herzlichen Dank für dein Feedback! Ja, die Zeit mit unseren Tieren bietet so viel Potenzial für gelebte Selbstfürsorge – und davon haben beide etwas, Tier und Mensch. Ich danke dir, dass ich durch deine Blogparade inspiriert wurde, darüber zu schreiben.
      Sonnige Grüße,
      Natalie

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