Das Verhalten ihres Wallachs Akai bereitete Janine in vielerlei Hinsicht Kopfzerbrechen. Buckeln beim Reiten, Probleme bei der Hufbearbeitung, keine leichte Vorgeschichte und gesundheitliche Themen machten den Alltag mit ihrem Pferd schwierig. Dass Akai aufgrund seiner Tigerscheckenuveitis langsam erblindete, teilte mir Janine erst nach dem ersten Tiergespräch mit. Wie die Tierkommunikation beiden zu mehr Verstehen verhalf, darum geht es in diesem Praxisbeispiel.
Erster Einblick: Akais vorsichtige Annäherung im Pferdegespräch
Das Gespräch mit Natalie war mein erster konkreter Kontakt mit der Tierkommunikation, worauf ich sehr gespannt war. Ursprünglich ging es um das Thema Reiten, ein Versuch, Akai da besser verstehen zu können. Die Auswertung von Natalie hat mich sehr gerührt, auch Menschen aus meinem Umfeld, die uns kennen. Für mich war es wirklich bewegend und spannend, was Akai mir mitzuteilen hatte.
In diesem ersten Tiergespräch zeigte sich Akai so, wie er sich auch im Alltag verhielt: im Herzen freundlich und liebevoll, doch nach außen hin zurückhaltend.
In keinem meiner Tiergespräche konfrontiere ich meinen tierischen Gesprächspartner direkt mit den Fragen seines Menschens. Meine Tiergespräche dauern auch deswegen länger, weil ich dem Tier die Zeit gebe, die es individuell braucht, um im Gespräch anzukommen. Es ist mir wichtig, zunächst einen guten Eindruck vom Tier zu gewinnen und persönlich auf es einzugehen. Für das Tier eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in der es sich wohlfühlt, steht an erster Stelle. Bei zurückhaltenden Tieren wie Akai ist das besonders wichtig. Zurückhaltung kann viele Gründe haben – von Charaktereigenschaften wie Schüchternheit oder Skepsis bis hin zu Trauma und Vertrauensverlust. Selten ist es nur ein Aspekt. Ich nehme mir gern Zeit für eine differenzierte Wahrnehmung meines Gesprächstieres.
Akai konnte sich bereits in dieser ersten Kontaktaufnahme zeigen und erklären:
Akai zeigt sich mir ambivalent. Einerseits möchte er zugewandt sein und in Kontakt gehen, doch andererseits ist er vorsichtig und skeptisch. Er scheint sich nicht so sicher zu sein, ob er das Gespräch wirklich will. Es ist deutlich, dass er dich sehr mag und dich nicht zurückweisen möchte, aber es fällt ihm zugleich auch schwer, sich wirklich zu öffnen und mitzuteilen. Er wirkt innerlich hin- und hergerissen.
Ich signalisiere ihm, dass das ok ist und bedränge ihn nicht. Nicht gedrängt zu werden tut ihm bereits gut, doch am meisten bedeutet es ihm, in seiner inneren Zerrissenheit wahrgenommen und angenommen zu werden. So beginnt er vorsichtig, sich zu öffnen und langsam auf mich zuzukommen.
Akai zeigt mir dabei, wie sehr es ihn bekümmert, nicht direkt freudig und aufgeschlossen in die Kommunikation gehen zu können. Er würde das gern, hat aber das Gefühl, sich selbst dabei im Weg zu stehen. Sein Wesen ist im Grunde sanftmütig, freundlich und aufmerksam. Doch er nimmt die Verbindung zur Welt wie durch einen Schleier wahr. Das macht seine Skepsis und Zurückhaltung aus. Es ist eher ein gewisses Unvermögen, in echte Verbindung zu gehen, was ihn zugleich traurig macht.
Akai ist in seinem Herzen ein echter Freund, einer, der sehr gut zuhören kann und dem emotional nicht viel entgeht. Er ist verständnisvoll und feinfühlig und nimmt sich viel zu Herzen. Er neigt dazu, sich zu verschließen und die Dinge mit sich auszumachen, hat aber in sich gar nicht genügend Raum dafür. Es ist nicht leicht, wahrhaftig zu ihm durchzudringen, obwohl er in seinem Wesen eigentlich so ein freundliches Pferd ist.
Von Unverständnis zum Begreifen: Akais Weg mit seiner Krankheit
Im Verlaufe des Gesprächs kommt heraus: Akai hatte keine leichte Vergangenheit. Reittrauma, Vertrauensverlust, fehlendes Zugehörigkeitsgefühl und Verlustängste hatten ihm sein junges Leben, bevor er Janine begegnete, nicht leicht gemacht. Doch der Schleier, den er zwischen sich und der Welt wahrnimmt, hat auch körperliche Gründe:
Akai hat die Tigerscheckenuveitis und kann nicht mehr viel sehen und wird früher oder später erblinden. Das war ein Schock, war er doch erst 6 Jahre alt. Ich kontaktierte Natalie ein zweites Mal, weil ich daran verzweifelte, dass er sich ständig die so wichtige Maske für seine Augen auszog. Im Anschluss behielt er sie an.
Erst durch das Gespräch mit Natalie verstand er seine Krankheit ein Stückweit, was da mit ihm passiert. Auch das rührte mich erneut – das Bewusstsein, dass er gar nicht wusste, was mit ihm geschah – und er schien besser verstehen zu können, dass die Maske wichtig für ihn ist.
Im zweiten Gespräch zeigte sich Akai von vorneherein offen. Das Eis war durch Geduld und Feingefühl im ersten Gespräch gebrochen. Akai wusste, dass er von Janine wirklich gesehen und gehört wird.
Janine möchte ihm erklären, wie wichtig die Maske für seine Augen ist. Doch zuerst wollte Akai verstehen, was mit seinen Augen los ist. In Ruhe erklärte ich ihm seine Krankheit.
Akai ist bestürzt. Das hatte er bislang nicht verstanden. Er ist nur oft verunsichert, weil in seiner Wahrnehmung immer dieser Schleier zwischen ihm und der Welt liegt und er das Gefühl hat, nicht so interagieren zu können, wie es eigentlich sein sollte. Akai hat oft gezweifelt, ob mit ihm etwas falsch ist. Das ist ein Thema, das tief sitzt bei ihm und welches er bereits aus seiner Vergangenheit mitgebracht hat.
Im Tiergespräch bekommt Akai Raum, sich mit seinem Erblinden auseinanderzusetzen. Er muss es nicht mit sich allein ausmachen.
Warum Erklären so wichtig ist: Von Abwehr zur Akzeptanz der Maske
Schließlich spreche ich mit Janines Worten mit ihm über die Kopfhaube, die er ständig tragen muss. Akai erklärt:
Er trägt die Maske nicht gern – außer wenn Fliegen da sind, dann ist sie das kleinere Übel. Aber da er nun versteht, dass sie wichtig ist, um seine Sehkraft zu schützen, will er sich Mühe geben, sie besser zu akzeptieren.
Er zieht sie sich schon öfter selbst aus, weil sie ihn stört und es ihn unter der Maske juckt. Dann reibt er sich den Kopf und dabei auch die Maske vom Kopf. Dabei ging es ihm zunächst gar nicht primär darum, die Maske abzustreifen, sondern vor allem ums Schubbern des Juckreizes. Nachdem er herausgefunden hat, dass die Maske abgeht, wenn er sich nur lange genug oder auf eine bestimmte Weise schubbert, zieht er sie sich manchmal auch einfach direkt aus.
Akai verspricht im Tiergespräch, dass er von nun an versuchen will, die Maske anzubehalten. Er bittet Janine aber, sie zumindest zwischenzeitlich abzumachen, damit er sich den Kopf schubbern kann.
Nachdem er über Wochen und Monate hinweg Janine tagtäglich ohne Maske begrüßt hatte, wenn sie in den Stall kam, hielt sich Akai an sein Versprechen. In den Tagen nach dem Tiergespräch hatte er sie immer an. Janine kaufte nach dem Gespräch ein anderes, weniger gepolstertes Maskenmodell, das ihm weniger Juckreiz bescherte, und seither hat sie eine Sorge weniger.
Wenn Verstehen Verhalten verändert: Vom „schwierigen Pferd“ zum verlässlichen Partner
Tierkommunikation kann zwar keine Wunder bewirken. Doch es hilft immens, wenn Tiere die Hintergründe von etwas verstehen, was ihnen eigentlich unangenehm ist. Für Akai ist das Verstehen ein Schlüssel für einige Verhaltensänderungen:
Auch bat ich um ein bisschen mehr Mitarbeit bei der Hufbearbeitung – am nächsten Tag war er wie verwandelt. Das war wirklich verblüffend.
Sowohl die Maske, als auch die Hufe – es klappt seit dem nicht ausschließlich wie am Schnürchen, aber ich hatte den Eindruck, es hat was angestoßen.
Auch das Reiten klappt inzwischen besser. Bei einem Kurs betonte die Leiterin die starke Bindung zwischen Janine und Akai, der nun auch keine Angst mehr hat, dass seine Menschenfreundin ihn wieder fort gibt. Obwohl Akai Janine vor Herausforderungen stellt, fühlt auch sie sich nun sicherer und mutiger im Umgang mit ihm. Gegenseitiges Verständnis durch die Tierkommunikation hat in beiden das Vertrauen gestärkt.
Wenn du dich mit Janine über Tigerscheckenuveitis austauschen möchtest, kontaktiere sie gern über ihr Instagramprofil janineschm.fotografie.
Weitere Praxisbeispiele findest du hier.
Hallo Natalie! Es macht einfach Spaß und Freude, deine Beispiele für den Erfolg von Tierkommuikation zu lesen. Auch Menschen könnten von besserer Kommunikation untereinander profitieren. Ich freue mich auf mehr. Auch weil die Themen so abwechslungsreich und vielfältig sind.
Herzlichen Dank für dein Feedback! Ich freue mich sehr, dass dir diese Serie gefällt 🙂