Praxisbeispiel: Tiergespräch als Raum für Entwicklung

Juuna lebt mit ihrer Herde ein außergewöhnliches Leben. Ich darf sie und ihre Pferde fortlaufend mit Tiergesprächen begleiten. In diesem Beitrag erzählt Juuna von ihren Ansätzen der Pferdehaltung und wie die Tierkommunikation sie dabei unterstützt. Juuna teilt Auzüge aus meinem Tiergespräch mit ihrem Wallach Laurin und was die Pferdegespräche für sie und ihre Tiere bewirken. Das Praxisbeispiel zeigt, welcher Raum für Entwicklung im Tiergespräch entstehen kann, für das Tier persönlich und auf der Beziehungsebene.

Ein außergewöhnliches Pferdeleben – Freiheit und Entwicklung auf weiten Ebenen

Wir hüten eine Herde von zwölf Pferden und drei Eseln im Alentejo in Portugal. Unsere Intention ist Regeneration und eine Art von Rewilding  in dem Sinne, dass sich  die Herde auf 200 Hektar Land selbstbestimmt bewegt und sich wieder zu einer richtigen Herde formt und soziale Strukturen und Rhythmen entwickelt, die wir von wildlebenden Herden kennen. Ein großer Teil der Herde sind gerettete Pferde mit tragischen Biographien. In der Herde bieten wir mit dem Ansatz von HorseListening Heilräume für Mensch und Tier an und begleiten Menschen in Lebensfragen und Krisen.

Juuna und ihre Herde durfte ich während einer Portugalreise im Jahr 2023 kennenlernen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Herde noch nicht richtig gefunden. Die überwiegend traumatisiserten Pferde waren noch in sich gekehrt und mehr mit sich selbst als miteinander beschäftigt. Als ich Juuna und ihre Pferde zwei Jahre später erneut live besuchte, hatte sich das Bild gewandelt. Inzwischen bildet die Herde ein wachsendes Gefüge, in dem vielfältige Beziehungen entstanden sind. Jedes Pferd wächst in seine persönliche Rolle hinein.

Mit viel Aufmerksamkeit, Empathie und Leidenschaft begleiten Juuna und ihr Team die Herde als Ganze sowie die einzelnen Pferde und Esel individuell. Ihr Ansatz ist mehr, als Tieren mit traumatischer Vergangenheit einfach nur ein schönes Leben in äußerer Freiheit zu schenken. Jedes Pferd hat eine Bezugsperson und das Team begreift sich als Hüter der Herde, ihrer Prozesse und ihres Wohlbefindens.

Um die Gesundheit und Ausgeglichenheit der Pferde zu erhalten, trainiere ich sie individuell. Ich arbeite mit verschiedenen Techniken wie Körperarbeit vom Boden aus, gesundheitsförderndem Reiten, Energiearbeit und viel Freude. Dies ist notwendig, um die Pferde zu ihrem höchsten Potenzial zu führen, damit jedes von ihnen offen und kontaktfreudig ist und eine schöne Zeit mit ihnen verbringen kann. Das Training passt sich dem Rhythmus der Pferde in den verschiedenen Jahreszeiten an. Mit dieser Einstellung fühlen sie sich gesehen und wertgeschätzt und sind motiviert und offen, ihre magischen Gaben zum Ausdruck zu bringen.

Meine Absicht ist es, einen sicheren und freiwilligen Raum für Mensch und Pferd zu schaffen, in dem sich beide entwickeln, sich offenbaren und Heilung geschehen kann. Mit Pferden zusammen zu sein bedeutet Zuhören, Fühlen, Intuition, Konzentration und Entspannung. Das Wesentliche erforschen und offen sein für Verständnis, mit tiefen Fragen und der Haltung des Staunens und der Berührbarkeit vorsichtig in den heiligen Raum der bedingungslosen Natur eintreten. Menschen und Pferde befähigen, mit ihrer eigenen Quelle und inneren Kraft in Kontakt zu treten, sie in Harmonie und inneren Frieden führen.

Für mich ist es eine bedeutsame Erweiterung meines Erfahrungsschatzes und große Bereicherung, Juuna und ihr Team durch Tiergespräche mit ihrer Herde begleiten zu dürfen. Ich bin sehr dankbar für diesen vertrauensvollen und bewussten Rahmen, in dem die Pferdegespräche in nicht alltägliche Tiefen gehen können.

Die Herde begleiten – Tierkommunikation eröffnet neue Perspektiven und Raum für Entwicklung

Die Gespräche von Natalie mit unseren Pferden unterstützen und bereichern das gemeinsame Leben unbeschreiblich. Durch jedes Gespräch gab es sichtbare Veränderungen bei den Pferden. Erleichterung, Erlösung und vor allem auch großes Verständnis auf beiden Seiten. Aufgrund der Informationen, die wir erhalten, verändert sich die Perspektive und unsere innere Haltung dem Tier gegenüber. Es ist so ein Geschenk, sich dann zu begegnen und sich tiefer sehen zu können. Heilung wird konkreter möglich, die Beziehungen werden intimer und Sicherheit und Vertrauen wächst auf beiden Seiten. Ich bin voller Dankbarkeit und Wertschätzung.

Während sich die Herde formte, hegte Juuna den Wunsch, dass die Pferde in ihren individuellen Rollen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Sie hat einen wachen Blick für die Persönlichkeit der Pferde, ihre Besonderheiten und Baustellen. Juuna möchte dem Wesen der Pferde noch tiefer begegnen. Sie möchte mit den einzelnen Pferden ins Detail gehen, ihre körperlichen und seelischen Prozesse bestmöglich unterstützen. Nach den ersten Pferdegesprächen meldet mir Juuna zurück:

Ich habe lange gesucht nach jemandem, der uns auf der Ebene begleiten kann. Doch die, die ich bisher ausprobiert habe, das hat einfach nicht gestimmt, da hatte ich das Gefühl, geht es eigentlich mehr um die Frau, die das Gespräch macht, als um die Pferde. Aber bei dir stimmt es so sehr. Es hat mich so beeindruckt, wie nah und neutral du gleichzeitig bist und wie sehr ich die Pferde beim Lesen deines Protokolls fühle, gleich von Anfang an. Ich kann mit allem voll mitgehen und finde es absolut großartig, wie du drin bist und trotzdem draußen. Ich bin sehr beeindruckt und tief berührt.

Inhaltlich muss ich das erstmal sacken lassen. Ich hab das jetzt schon drei, vier Mal gelesen und es braucht noch viel öfter, da ist so viel drin, das ist so voll mit Infos, sie haben so viel geteilt. Tausend Dank für die schönen Gespräche mit so viel Intensität. Es ist so wundervoll, in die Themen der Pferde nochmal so fein und tief reinzugehen. Wir dürfen jetzt immer wieder schauen, was wir damit machen.

Es ist nicht selten, dass Tiere nach einem Tiergespräch verändert reagieren und ihrem Menschen auch im alltäglichen Leben signalisieren, wie sehr sie den Kontakt auf dieser Ebene schätzen. Immer wieder berichten meine Kundinnen, dass ihre Pferde sie bei der ersten Begegnung nach dem Gespräch ganz anders begrüßen oder Haustiere ungewöhnlich stark ihre Nähe suchen. Nicht wenigen Tieren ist die Erfahrung des Tiergesprächs auf subtile Weise anzusehen. Bei Juunas Pferden, die von ihren Menschen so stark in ihrer Persönlichkeit wahrgenommen, geachtet und gefördert werden, ist diese Reaktion besonders ausgeprägt.

Ich bin immer wieder beeindruckt und fasziniert, wie du die Wesen der Tiere begreifst und wie sehr das auch meiner Wahrheit entspricht, wie ich sie wahrnehme. Es ist so schön, das immer nochmal aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu lesen. Das ist so tief, was meine Pferde in den Gesprächen mit dir mitteilen.

Alle haben sich so entwickelt. Nach den Gesprächen ist immer so viel Veränderung. Wie sie schauen, wie sie Kontakt machen, wie ich sie wahrnehme in ihrer Ausstrahlung, so schön und so intim, so weich. Unsere innere Haltung verändert sich durch die Informationen in den Gesprächen und das fühlt sich auch so viel besser an, handlungsfähiger zu sein und mehr zu wissen und mehr auf sie eingehen zu können. Ich gebe den Pferden auch Homöopathie zur Unterstützung der körperlichen und seelischen Prozesse und auch da sind die Gespräche so hilfreich.

Durch Tiergespräche entwickelt sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier, sie bekommt noch mehr Tiefe. Denn in der Tiefe verstanden zu werden in dem, was sie in ihrem Wesen ausmacht, was sie umtreibt, beschäftigt, belastet – das ist ein großes Geschenk für jedes Tier. Wenn es dann die Erfahrung machen darf, dass sein Mensch auf das eingeht, was es mitgeteilt hat, wachsen Vertrauen und Verbindung. Doch auch das Tiergespräch an sich kann für Tiere ein Raum für Entwicklung sein.

Eine Chance für persönliche Entwicklung – Pferdegespräch mit Laurin

An Laurin hatte Juuna mehrere Fragen, die wir auf zwei Tiergespräche mit einigen Tagen Pause dazwischen aufteilen mussten. Im ersten Teil widmete sich Laurin vor allem seiner Rolle und Verantwortung in der Herde, was auch sein Verhalten im alltäglichen Leben widerspiegelt. Erst im zweiten Teil konnte er sich darauf einlassen, dass es ganz um ihn persönlich gehen durfte.

Laurin ist bei Juuna aufgewachsen, er hat sie aus Deutschland nach Portugal begleitet. Das bisherige Leben des dreizehnjährigen Wallachs war behütet und geprägt von starken Pferdefiguren an seiner Seite. Sowohl der Ziehvater seiner jungen Jahre als auch sein väterlicher Freund sind inzwischen verstorben. Laurin hat sich große Mühe gegeben, die an ihn vererbte Verantwortung in der Herde zu übernehmen und sich sehr in ihren Dienst gestellt. In Tiergespräch erklärt er:

Ich wachse noch hinein in diese Rolle. Laurin weiß, dass sich nichts im Leben forcieren lässt und dass alle Dinge ihre Zeit brauchen. Er fokussiert sich lieber darauf, jeden Schritt auf seinem Weg so präsent und gut wie möglich zu gehen und aus jeder Lernaufgabe so viel wie möglich mitzunehmen. Laurin dreht keine Schleifen. Er schreitet langsam, besonnen und souverän voran. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe.

Nun, da wir als Herde aus dem Gröbsten heraus sind, erklärt Laurin weiterhin, geht es darum, Verbindung zu schaffen. Das ist meine Aufgabe und die erfülle ich. Laurin ist sich bewusst, dass seine Aufgabe ein Prozess ist und dass er nicht an allen Ecken und Enden der Herde gleichzeitig wirken kann. Dennoch gelingt es ihm, sowohl den Einzelnen als auch die Herde als Ganze im Blick zu behalten und zu entscheiden, an welcher Stelle was gebraucht wird, zu priorisieren und dabei so gut es geht mit seinen Kräften zu haushalten.

All das verlangt ihm viel ab. Laurin vermisst seinen väterlichen Freund, dessen Größe, Weisheit und Präsenz. Er gibt sich alle Mühe, in seine Fußstapfen zu treten. Verantwortung zu übernehmen, wo er gebraucht wird, steht für ihn außer Frage. Laurins Großmut und Loyalität sind grenzenlos.

Doch Laurin verausgabt sich in der übernommenen Rolle als Leitfigur in der Herde. Das macht sich auch körperlich bemerkbar: Laurin leidet an Übergewicht und Verspannungen. Darum soll es im zweiten Gespräch gehen, aus dem ich ebenfalls einige Auszüge veröffentlichen darf.

Zwischenzeitlich hat ihn auch das letzte Gespräch noch beschäftigt. Laurin seufzt. Er stellt sich selbst zu sehr zurück, das ist ihm bewusst. Laurin kann sich aber nicht nur darauf einlassen, diesen Raum des Gesprächs für sich einzunehmen, sondern er genießt es auch. Nochmal seufzt er tief. Einen Moment möchte er einfach nur sein und diesen Raum ganz für sich, diese Auszeit einfach nichts als spüren. Diese Augenblicke des nichts-tun und nichts-müssen schenke ich ihm gern. Laurin lässt sich tief fallen und entspannt sich sehr hinein. Es wird deutlich, wie sehr er an seiner Verantwortung trägt und wie angespannt er sein System zusammenhält, um seine Aufgaben zu erfüllen.

Anschließend fühle ich mich umfangreich in die physische und psychische Dimension seiner Beschwerden ein, was zusammengefasst auf den Punkt bringt:

Laurins Körper kompensiert und trägt mental und emotional entsprechend seiner Veranlagung mit. Körperliche und psychische Ebene seiner Beschwerden sind eng verwoben und bedingen einander wechselseitig.

Physisch ruft sein Körper nach Bewegung und Kraftanstrengung. Könnte er sich seine benötigte Stabilität und Energie über eine starke Muskulatur holen, bräuchte er die zusätzlich belastenden Fettreserven nicht. Laurin ist zwar vom Typ her eher der Kraft- als der Ausdauersportler. Aber sein Stoffwechsel braucht beides, um wieder richtig in Schwung zu kommen. Die Masse hat zu einer Verlangsamung seines Stoffwechsels geführt, nicht wie man normalerweise vermuten würde umgekehrt.

Psychisch bräuchte Laurin einen Gefährten oder eine Gefährtin, der oder die zusammen mit ihm die Verantwortung in der Herde trägt. Er strengt sich sehr an, seine Rolle auszufüllen, aber eigentlich ist sie ihm zu groß. Könnte er etwas abgeben, wäre das Leben leichter für ihn. Laurins Körper kompensiert, indem er sich im wahrsten Sinne des Wortes ein dickes Fell zulegt. Er braucht Stabilität und Bodenständigkeit, die er sich in Form von Masse und Fettpolstern holt. Das Körperfett ist für ihn auch emotionale Rüstung und Energiedepot. So fühlt er sich zwar sicher und standfest, aber nicht wohl in seiner Haut.

Zusätzlich zu den Fragen des Menschen gebe ich in jedem Tiergespräch den Tieren Raum für sich selbst. Laurin nutzt diesen Raum nicht, um etwas mitzuteilen, was ihm auf dem Herzen liegt, sondern zum reflektieren:

Laurin hält einen Moment inne und besinnt sich. Eine Weile denkt er nach, dann teilt er seine Gedanken: Vielleicht bedeutet wahre Größe auch, einzugestehen, dass man diese nicht in dem benötigten Maße besitzt… Vielleicht ist meine wahre Kraft auch einfach eine andere… Vielleicht bin ich nicht der, der die Geschicke zu leiten vermag… Vielleicht bin ich ein anderer… Vielleicht kann ich auf eine andere Weise der Herde viel besser dienen…

Laurin ist kein König. Er ist vielmehr der Erste Ritter der Tafelrunde – die rechte Hand des Königs, dessen treuster Wegbereiter und Unterstützer. Das ist seine große Kraft und Stärke. Laurin vermisst seinen König, an dessen Seite er seine wahre Kraft entfalten kann. Er kann Verantwortung mit- aber nicht selbst und allein tragen. Ein Ritter braucht seinen König, um ein wahrer Ritter sein zu können.

Laurin blickt zum Horizont. Dann wendet er sich mit felsenfester Bestimmtheit wieder an dich: Er wird hier die Stellung halten bis sein König kommt. Das kann er. Aber er wird aufhören, zu versuchen, diese Rolle zu übernehmen und selbst ein König zu werden. Denn das ist er nicht. Er wird jetzt und hier gebraucht, um die Herde zusammenzuhalten und voranzubringen. Das wird er tun, dem fühlt er sich auf eine positive Weise verpflichtet und gewachsen. Doch sein Blick wird auch auf den Horizont gerichtet bleiben, an dem eines Tages sein König erscheinen wird, an dessen Seite er gehört. Denn so wie jeder Ritter einen König braucht, braucht jeder König seinen treusten Ritter. Und das ist Laurin, durch und durch.

Laurin seufzt tief und Erleichterung durchflutet ihn sanft. Noch kann er nicht ganz loslassen, doch ein Stein ist ihm bereits vom Herzen gefallen. Er hat sich selbst gefunden und seine wahre Kraft geschmeckt, die ihn nun durchflutet.

Laurin hat durch den Raum, den Juuna ihm im alltäglichen Leben hält und in dem Raum, den das Tiergespräch ihm eröffnet hat, seine Chance für Selbsterkenntnis und Entwicklung wahrgenommen und genutzt. Nach dem Gespräch schreibt Juuna mir:

Der Laurin hat irgendwie ein viel helleres, jüngeres Gesicht bekommen. Als wenn diese Maske von ihm gefallen ist, diese Rüstung, es ist viel mehr Leichtigkeit da.

Nochmal tausend Dank! Das ist soo / du bist sooo unbeschreiblich wertvoll für uns alle. Ich kann dich so, so tief wärmstens weiterempfehlen.

Möchtest du dein Tier auch in seiner Persönlichkeit noch tiefer wahrnehmen und in seiner Entwicklung unterstützen?

Gern begleite ich auch dich und dein Tier in der Tierkommunikation.

2 Kommentare zu „Praxisbeispiel: Tiergespräch als Raum für Entwicklung“

  1. Wieder so ein wunderbares Beispiel über deine Arbeit. Es ist so schön zu lesen, wie du damit anderen – Mensch und vor allem Tier – helfen kannst.

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