Ein neues Pferd zu sich zu holen ist aufregend. Wer bist du, was macht deine Persönlichkeit aus, was sollte ich aus deiner Vorgeschichte wissen? Durch Tierkommunikation lässt sich all das in Erfahrung bringen.
Jedes Tiergespräch ist so individuell wie das Mensch-Tier-Paar, das sich darin trifft. Auch welche Rolle die Tierkommunikation im Leben der Partnerschaft zwischen Mensch und Tier spielt, ist individuell verschieden.
In diesem Praxisbeispiel geht es um Helena und ihre Tierbeziehungen (alle Namen geändert). Erfahre, auf welche Weise die Tierkommunikation ihr geholfen hat, ihre Tiere – insbesondere ihre neue Stute Pari – besser kennenzulernen und auf sie einzugehen.
Mehr Klarheit im Umgang: Helenas Weg zur Tierkommunikation
Helena ist eine vielfältig interessierte Freizeitreiterin, die gern abwechslungreiche Aktivitäten mit ihren Pferden unternimmt. Mit der Tierkommunikation kam sie durch einen Vortrag in Berührung, den ich bei einer Veranstaltung des VFD halten durfte. Helena bat mich um ein Tiergespräch mit ihrer ersten Stute Eloise, die sie gern besser verstehen wollte.
Ich hatte mit meinem ersten Pferd bereits gute Erfahrungen in der Tierkommunikation gemacht. Auch sie hatte eine nicht so schöne Vergangenheit. Ich konnte durch ihre Antworten verstehen, warum sie manchmal reagiert, wie sie reagiert (das Verständnis macht es aber nicht gleich leicht) und was ihr Freude bereitet.
Durch das Tiergespräch lernte Helena ihre Eloise auf eine ganz andere Art kennen.
Es hat mir geholfen, zu verstehen, wo die Problematik liegt. So wie ich es innerlich schon die ganze Zeit gespürt habe, doch sie konnte es noch nicht zeigen. Ich habe so viele Erkenntnisse gewonnen.
Helena hat später nur einen meiner Tageskurse besucht und die Tierkommunikation danach selbst nicht weiter geübt. Dennoch hat sich durch diese Erfahrung viel im Umgang mit ihrer Stute verändert. Helena hat der Tierkommunikation auf ihre eigene Weise Raum im Leben mit ihren Tieren gegeben. Sie praktiziert sie zwar nicht im Sinne von Tiergesprächen, doch sie schaut mehr hin, wie sie Alltag und Aktivitäten so gestalten kann, dass Mensch und Pferd Freude daran haben. Zudem vertraut Helena ihrem eigentlich sehr gut ausgeprägten Feingefühl und ihrer Intuition nun mehr.
Den Druck an irgendwelche Erwartungen habe ich komplett rausgenommen. Wir versuchen die Zeit zusammen zu genießen und für uns alle schön zu gestalten.
Gelegentlich schenkt sie ihren Pferden ein Tiergespräch, das ich mit ihnen führe. Helenas Anliegen dabei ist stets, ihre Stuten noch tiefer zu verstehen, um besser auf sie eingehen zu können.
Auch die beiden Stutengespräche haben mir wieder einiges an Klarheit gebracht. Ich hatte am Mittwoch eigentlich andere Pläne, aber es hat sich richtig angefühlt, mit den zweien rauszugehen und Pari zu satteln. Sie war schon ein wenig aufgeregt, aber ich hab versucht ruhig und klar zu sein. Wenn es komisch würde, könnte ich immer noch absteigen. Und es war so gut! Ich habe auch auf ihr drauf noch die Aufregung wahrgenommen, aber ihr einfach den Raum dafür gelassen und so sind wir meist am langen Zügel unsere Standardrunde gegangen. Und seitdem ist sie wieder wacher, aufmerksamer und auch mir wieder zugewandter.
Auch bei besonderen Herausforderungen zieht sie ein professionelles Tiergespräch hinzu. So riet beispielsweise der Tierarzt Helena dringend zu einer Kastration ihrer Hündin Leyla, die an extremen Scheinschwangerschaften litt. Im Tiergespräch durfte Leyla sich äußern, wie sie diese selbst empfand. Ich erklärte ihr den Eingriff und Helena konnte sie nach ihrem Welpenwunsch befragen.
Vielen Dank für das erste Gespräch mit Leyla, ich bin überwältigt! Ich musste eben erstmal weinen, als ich die Zeilen gelesen habe. Du hast sie 1:1 so abgebildet wie sie ist. Die Beschreibungen sind so gut, dass ich es erst gar nicht richtig glauben konnte. Und ich bin erleichtert, dass wir nun eine gute Entscheidung treffen können, ohne sie übergehen zu müssen.
Die Tierkommunikation spielt zwar keine zentrale Rolle in Helenas Leben mit ihren Tieren, doch sie im Hintergrund hat sie ihren Platz darin gefunden.
Willkommen, Pari – was die Stute im Tiergespräch offenbarte
Als ich vor zwei Jahren ein neues Pferd gekauft habe, habe ich Natalie gebeten, mit ihr und meinem anderen Pferd zu sprechen. Ich wollte gerne wissen, wie sie ist, was sie möglicherweise erlebt hat und was sie sich wünscht. Durch das Gespräch wurde schnell klar, sie hatte Schmerzen, einige nicht so schöne Erfahrungen gemacht und wünscht sich nichts mehr wie endlich anzukommen, gesehen zu werden und bleiben zu dürfen.
Ich habe sie gesehen, wie sie ist. An manchen Tagen besser als an anderen und wir haben uns über die Jahre entwickelt. Dank des Gesprächs konnte ich viel mehr über sie lernen als ich es in 1 oder 2 oder 5 Jahren gekonnt hätte.
Helena wusste nicht viel über ihre neue Stute Pari und deren Vergangenheit. Sie hielt Eloise inzwischen in Eigenregie und wollte ihr eine Gefährtin schenken, die bleiben würde. Jede Stute bekam ein Tiergespräch, um sich in ihren Gefühlen, Gedanken und Bedürfnissen äußern zu dürfen. Eloise sollte sich nicht zurückgesetzt fühlen durch das neue Pferd. Im Gespräch mit Pari ging es vor allem darum, sie wirklich kennenzulernen und sie willkommen zu heißen. Helena schickt mir diese Fragen an ihre neue Stute:
Wie gefällt es dir bei mir? Wie geht es dir mit Eloise?
Tut dir etwas weh (manchmal, dauerhaft oder in bestimmten Situationen)?
Wie stellst du dir ein ideales Leben vor? Was ist dein größter Traum?
Was wünschst du dir von mir? Was machst du gerne mit mir, wie stehst du zum Thema Reiten?
Im Tiergespräch äußerte sich Pari zu ihrem Empfinden zu der für sie neuen Offenstallhaltung, ihrer problematischen Hufsituation, ihrer Vergangenheit und ihren Wünschen. Vor allem aber durfte sie sich zeigen, wer sie ist und was sie in ihrer Persönlichkeit ausmacht. Einige Auszüge aus meinen Gesprächen mit Pari darf ich veröffentlichen.
Paris Haltung zur Haltung
Pferde haben individuelle Ansichten zu ihrer Haltungsform. Es gibt Pferde aus jahrelanger Boxenhaltung wie Pari, die sich im Offenstall schwertun. Pari mag den neuen Freiraum. Sie ist ein bewegungsfreudiges Pferd, das keine besonderen Anreize braucht, um in Bewegung zu kommen. Ihren Blick in die Weite schweifen lassen zu können, ist ihr viel wichtiger.
Pari mag ihr Zuhause bei dir. Sie lebt gerne draußen und mag es nicht, eingesperrt zu sein. Platz und Bewegungsraum sind ihr wichtig, aber auch ein gewisser Komfort wie trockene Plätze zum Unterstellen und zum Fressen. Pari fühlt sich wohl im Offenstall, aber ein Robustpferd ist sie nicht. Sie braucht im wahrsten Sinne des Wortes auch ein Dach über dem Kopf.
Pari mag es, wenn alles etwas großzügiger ausgelegt ist und nicht zu eng wird. Dabei gefällt ihr Platz in der Fläche, der ihr Freiraum vermittelt, tatsächlich besser als Bewegungsanlagen wie ein Trail. Sie will aber keine besonderen Ansprüche stellen, sie ist zufrieden, so wie es ist. Pari ist froh, bei dir zu sein. Ihr neues Leben gefällt ihr sehr.
Gesundheit & Tiergefühl
Gesundheitliche Themen sind immer wieder Inhalt von Tiergesprächen. Tiere können ihre körperlichen Empfindungen sehr gut kommunizieren, wenn man sie danach fragt. Und sie wissen oft auch, was sie brauchen.
Pari zeigt mir, dass ihre Hufe ihr wehtun. Es fühlt sich an wie unpassende Schuhe. Pari zeigt mir, dass die Hufe ihr zu eng sind. Sie mag keine Hufeisen, erklärt sie, die zwängen ihre Hufe ein. Andererseits sind ihre Sohlen recht empfindlich und sie braucht einen Hufschutz. Pari erklärt, dass sie auch auf ihre Beine gut aufpassen muss. Akute Beschwerden hat sie zwar aktuell nicht, wohl aber eine Tendenz zu schwachen Gelenken und leichten Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen.
Helena bestätigt nach dem Gespräch, dass Pari starke Zwanghufe hat. Die Hufprobleme dämpfen ihre Bewegungsfreude und viel Stehen tut Pari weder mental noch körperlich gut. Bis zum nächsten Tiergespräch hat Helena eine Lösung gefunden und möchte Paris Ansichten dazu in Erfahrung bringen:
Ich habe den Eindruck, dass es dir aktuell sowohl körperlich als auch mental wieder besser geht. Ich hoffe, dass dir der Duplo-Beschlag helfen konnte und dass auch deinen Gelenken guttut. Ich sehe deine Lebensfreude, wenn du im Trail herumgaloppierst und auch immer mal über die Stangen springst, die dir im Weg liegen. Du scheinst so voller Kraft und Freude zu sein und das mag ich so an dir. Ich habe dich sehr lieb!
Ich bin mir unsicher und möchte dich daher fragen, ob es dir wieder so gut geht, dass du geritten werden möchtest und das auch körperlich kannst? Wenn ja: Wie sollen wir die Reiteinheiten gestalten? Wenn nein: Was braucht es, damit wir wieder zusammen reiten können?
Möchten Pferde reiten?
Auch zum Reiten haben Pferde ganz unterschiedliche Ansichten. Die Gründe, warum Pferde reiten mögen oder nicht mögen, sind vielfältig. Im ersten Tiergespräch nachdem sie zu Helena gekommen ist, offenbart Pari, dass sie sich als Reitpferd definiert.
Reitpferd zu sein, macht einen Teil ihrer Identität aus und das ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Es wirkt, als sei sie das in ihrer Vergangenheit vornehmlich gewesen: ein Reitpferd.
Sie steht dabei aber dem Reiten nicht ablehnend gegenüber, im Gegenteil. Sie mag Reiten, bewegt sich gern und es macht ihr nichts aus, geritten zu werden. Was sie nicht kennt, ist Reiten in Beziehung zu einem Menschen, der sie in ihrer Eigenständigkeit achtet. Reiten ist für Pari eine Art körperliche Ertüchtigung, die sie durchaus gern macht, sowohl auf dem Platz als auch im Gelände. Es ist aber bisher eher wie ein Ausgleichssport für sie. Gemeinsam beim Ausreiten einfach mal zusammen Seelebaumeln lassen und echte Freude am Reiten zu entwickeln, das muss sie noch lernen.
Als Helena sie nach einer gesundheitlich bedingten Reitpause fragt, ob sie wieder reiten möchte, strahlen Paris Augen. Das Tiergespräch gibt Helena zudem Aufschluss, wie sie mit ihrer feinfühligen, ungestümen und intelligenten Stute am besten umgeht.
Ja, das möchte sie. Mit dir zu reiten ist für sie eine schöne Art, sich dir verbunden zu fühlen. Ihr werdet auf der körperlichen Ebene eine sich bewegende Einheit, in der sie ihre Kraft spüren kann. Ihre Gefühle können sich dabei auf die physische Ebene verlagern, wo sie sie besser zulassen und erleben kann, so empfindet Pari es. Pari mag dieses körperliche Zusammenspiel und sie wünscht sich einen Fokus darauf. Pari wünscht sich feines Reiten mit möglichst wenig Einwirkungen an ihrem sensiblen Kopf.
Auf der mentalen Ebene ist Pari stark und sie mag es, auch mental gefordert und gefördert zu werden. Sie hat Freude an der gemeinsamen Weiterentwicklung, braucht dazu aber die emotionale Verbindung, in der sich sich nach und nach noch mehr öffnen möchte. Das erfordert bei ihr viel Fingerspitzengefühl, denn der Trainingsaspekt darf bei Pari nicht überhand nehmen. Pari braucht einen Rhythmus aus Anforderungen und Pausen, die sie ins Fühlen kommen lassen, sowie ein echtes Miteinander. Wenn du es langsam und achtsam angehen lässt und durch das Reiten viel Verbindung schaffst, kann das dazu beitragen Paris Herz noch weiter zu öffnen.
Haben Tiere Träume?
Auch Tiere haben Träume. Ich finde Helenas Frage, wie Pari sich ihr ideales Leben vorstellt und was ihr größter Traum ist, einfach wunderbar! Pari zeigt sich im ersten Tiergespräch bescheiden und sehr essentiell in ihren Wünschen und Träumen:
Pari hat es bisher nicht gewagt zu träumen. Eigentlich hat sie sich nur eins gewünscht: ihren Menschen und ihren Platz im Leben. Einen Menschen, der sie sieht, als die, die sie ist und nicht nur als Reitpferd, das man aus seiner Box holt und wieder wegstellt. Sie hat nichts extrem Schlimmes erleben müssen (oder sie zeigt es gegenwärtig noch nicht), aber diese Erfahrung, im Grunde keine Persönlichkeit zu sein, hat ihr zugesetzt, sie traurig gemacht und ihr Herz verschlossen.
Einen echten Lebensplatz zu bekommen, wo sie Pferd und sie selbst sein darf, war ihr geheimer Traum, an dem sie festgehalten hat. Sie zeigt mir, wie sie traurig in einer Box steht und fühlt, dass sie nicht da ist, wo sie sein sollte. Es war nicht immer leicht für sie, aber sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben.
Pari wünscht sich einen Menschen, zu dem sie wirklich gehört, der sie achtet und für den sie auch ihr Herz wieder öffnen kann. Sie hofft sehr, bei dir bleiben zu dürfen. Es ist kein Problem für sie, den Platz in deinem Herzen zu teilen, sie will nur ihre feste Nische darin.
Ein ideales Leben beinhaltet für sie sowohl Beständigkeit als auch Freiheit. Das gilt für alle Lebensbereiche: für die Beziehung zu dir, für ihre Herde, für ihren Lebensraum.
Helenas Art der Tierkommunikation: Das Pferd im Fokus
Helena hat durch die Tierkommunikation bedeutungsvolle Zugänge zu ihren Tieren bekommen und ihrer Beziehung zu ihnen mehr Tiefe verliehen. Sie hat ihren Pferden Gehör geschenkt und gestaltet durch das gewonnene Verständnis das alltägliche Leben so gut wie möglich in ihrem Sinne.
Helena ist eine ‚ganz normale‘ Freizeitreiterin, die ihrem Miteinander mit ihren Pferden einfach, unaufgeregt und ganz persönlich eine andere Dimension der Kommunikation hinzugefügt hat. Danke, Helena, für dein Vertrauen und deine liebevolle Art, die die Pferdewelt im Stillen ein wenig besser macht.
Weiter Praxisbeispiele kannst du in meinem Blog lesen.
Hallo Natalie! Ich wünsche dir und noch vielen anderen tierischen Gesprächspartnern viele solcher hilfreichen und verständnisvollen Begegnungen im Tiergespräch. Es ist immer wieder schön zu lesen, wie sehr die Tiere und die Tierhalter dadurch unterstützt werden können und ihnen bei Problemen auch geholfen werden kann.
Lieben Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass du meine Beiträge so gern liest 🙂