Wie läuft ein Tiergespräch bei mir ab? Anhand eines Pferdegesprächs zeige ich in diesem Beitrag, warum mir in der Tierkommunikation die Beziehungsebene wichtig ist und wie ich auf meine Gesprächstiere eingehe.
Schwierigkeiten mit ihrem Pferd Ben brachten Chiara zur Tierkommunikation – sie wollte ihre Beziehung zu ihrem Herzenspferd stärken. Erfahre, wie Chiara den Schlüssel zu Bens Herzen fand und wie sich ihre Beziehung durch die Tierkommunikation komplett veränderte.
Ein neuer Weg der Pferdekommunikation
Chiaras erste Berührung mit der Tierkommunikation war ein Vortrag, für den ich vom VFD eingeladen worden war. Ich erinnere mich gern an diesen Abend zurück, an dem ich vor vollem Saal über die Tierkommunikation sprechen durfte. Die meisten Freizeitreiterinnen waren mit Neugierde, aber auch viel Skepsis gekommen, die sich im Laufe des Abends in lebhaftes Interesse wandelte. Ursprünglich war nach dem Vortragsabend ein Praxisworkshop geplant. Doch noch vor Ende platzte die Anmeldeliste aus allen Nähten. Schließlich wurden es drei Tageskurse, die der VFD mit mir organisierte.
Chiara richtete einen von ihnen aus und ein Jahr später veranstalteten wir gemeinsam einen weiteren Kurs. Es war so schön mitzuerleben, wie sich die Beziehung zu ihrem Spanierwallach Ben durch die Tierkommunikation vollkommen wandelte. Denn als wir uns kennenlernten, war Chiara verzweifelt.
Als ich im Frühjahr 2023 einen Vortrag von Natalie besucht habe, standen Ben und ich an einem schwierigen Punkt. Ich wollte ihn gerne reiten, aber wir sind nie so richtig dahin gekommen, dass ich das Gefühl hatte, er will es auch. Ich war verzweifelt, weil ich es so gerne wollte und mich so um ihn bemüht habe, aber ihm auch nichts aufzwingen wollte. Außerdem war ich mir nie so richtig sicher, ob er nicht vielleicht Schmerzen hat. Natalie kam also wie gerufen in unser Leben und kurz nach ihrem Vortrag habe ich ein Tiergespräch bei ihr gebucht. Ich wusste nicht viel über Bens Vergangenheit, nur dass er mit ca. sieben Jahren aus Spanien importiert wurde. Weil ich noch etwas skeptisch war, ob die Tierkommunikation wirklich klappt, habe ich meine Fragen möglichst allgemein gestellt und nichts weiter über Ben erzählt. Natalie kannte Ben nicht und ich war gespannt, ob das Protokoll nicht auch auf „viele Pferde“ zutreffen würde.
Wie Ben im Pferdegespräch Chiara seine Gefühle zeigte
Als ich mit Ben Kontakt aufnahm, hatte er das Gespräch bereits sehnsüchtig erwartet. Nicht selten haben Tiere schon vorher von ihren Menschen mitbekommen, dass sie ein Tiergespräch erwartet. Besonders wenn die Verbindung so stark ist wie bei Chiara und ihrem Ben sind Tiere gute „Gedankenleser“. Tiere spüren Absichten und Intentionen sehr genau.
Ben war überglücklich, sich Chiara im Tiergespräch mitteilen zu können. Denn im Alltag fiel es ihm nicht so leicht, sich verständlich zu machen. Das machte ihn niedergeschlagen und traurig, denn er liebt seine Chiara über alles. So übernahm Ben direkt den Gesprächseinstieg und teilte ohne Umschweife mit, was er Chiara endlich sagen wollte. Wenn ein Tier von sich aus ein großes Mitteilungsbedürfnis hat, gehe ich natürlich darauf ein. Nach der ersten überschwänglichen Freude, mit Chiara sprechen zu dürfen, wird Ben ernst und erklärt:
Ben möchte dir sagen, wie sehr er dich liebt. Er wünschte, er könnte es dir im Alltag nur annährend zeigen, was du ihm bedeutest. Es macht ihn traurig, dass er das oft nicht oder aus seiner Sicht nur unzureichend kann. Dass er sich oftmals selbst im Wege steht, an Grenzen stößt, die ihn sich hilflos und überfordert fühlen lassen und ihn von dir entfernen – ihn auch von sich selbst entfernen.
Es ist ihm immens wichtig, dass du weißt: als er zu dir kam, wusste er sofort vom ersten Moment an tief in seinem Herzen, dass er angekommen ist. Dass er da ist, wo er hingehört, dass er seinen Menschen gefunden hat. Er hat etwas gefühlt, das zuvor für ihn unvorstellbar war. Es war ein so unumstößliches Gefühl, dass es stärker war, als alle Ängste, Sorgen und Nöte und er hat mit aller Kraft beschlossen, diesem Gefühl Vertrauen zu schenken. Und auch, wenn er mit seinen eigenen Gefühlen so oft Schwierigkeiten hat, möchte er, dass du weißt: dich fühlt er immer. Er fühlt dich, er liebt dich, er ist unendlich dankbar, dass du da bist und er bei dir. Und er wünschte so sehr, dir das besser zeigen zu können.
Wie in jedem meiner Tiergespräche nahm ich mir auch für Ben Zeit, ihn in seiner Persönlichkeit zu erfassen, bevor ich ihm Chiaras Fragen stellte.
Ich erlebe Ben als ein großherziges, sensibles, zugewandtes und liebevolles Pferd, das jedoch Schwierigkeiten hat, sein wahres Wesen zu verkörpern und zu leben. Ihn umgibt eine Traurigkeit und bisweilen sogar Schwermut, die sich um sein Herz legt wie Nebelschwaden. Es fällt ihm oft nicht leicht, wirklich präsent zu sein. Er scheint in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht zu haben, die ihn die Strategie entwickeln lassen haben, innerlich zu dissoziieren. Es macht ihn hilflos und wütend, dass er sich so fühlt und diesen Zuständen nicht entkommen kann. Immer wieder fühlt Ben sich unsicher und unzulänglich.
Chiara hat ein sehr tiefes Gespür für Ben und das Tiergespräch wischte alle anfänglichen Zweifel für sie fort.
Was soll ich sagen… das Protokoll von Natalie zum Tiergespräch mit Ben kam und ich habe Rotz und Wasser geweint. Sie hat mit Ben gesprochen, das war mir sofort klar, denn die Beschreibung passte nicht auf „viele Pferde“, sondern genau auf Ben.
Pferdebotschaft – wie persönliche Worte Beziehung schaffen
Kommunikation findet immer auf einer Sachebene und auf einer Beziehungsebene statt. Im Tiergespräch besteht die Beziehungebene aus einer Dreierkonstellation: das Tier, sein Mensch, der die Fragen stellt, und ich als Tierkommunikatorin und Vermittlerin.
Für den Einstieg in die Sachebene biete ich meinen Kunden an, eine persönliche Botschaft an ihr Tier zu formulieren, die ich ihm im Tiergespräch überbringe. So wird das Gesprächstier nicht direkt mit Fragen „überfallen“ und meine Tiergespräche werden noch mehr zum Dialog denn zum Interview, in dem der Mensch fragt und das Tier antwortet.
Natürlich weiß das Tier immer, dass es über mich mit seinem Menschen spricht. Doch durch die persönliche Botschaft kann ich den Menschen mit ins Tiergespräch hineinnehmen. Das verleiht der Beziehungsebene mehr emotionale Qualität und schafft in der Kommunikation Nähe und eine verbindende Tonlage.
Chiara zeigt Ben in ihrer Botschaft, wie einfühlsam sie ihn wahrnimmt und wie sehr sie seine Liebe erwidert:
Lieber Ben, mach dir bitte keine Sorgen. Du kannst nichts für die Schwierigkeiten, die wir manchmal haben und ich bin froh, dass du mir sagst, wenn es ein Problem gibt. Das kannst du wirklich immer machen. Ich bemühe mich, immer ein offenes Ohr für dich zu haben und auf deine Wünsche einzugehen. Ich weiß, was du dir im Gegenzug für eine Mühe gibst. Das weiß ich sehr zu schätzen.
Du bist das tollste Pferd, das ich mir an meiner Seite vorstellen kann. Und du musst nichts dafür tun, dass du mein Seelenpferd bist. Du bist so unglaublich wichtig und so wie du bist, bist du großartig.
Ben offenbart in seiner Reaktion auf Chiaras liebevolle Worte seinen inneren Struggle. Im Tiergespräch findet er eine Möglichkeit, all seine widersprüchlichen Gefühle zu zeigen. Ben schwankt zwischen seiner tiefempfundenen Freude und Liebe in Bezug auf Chiara und den Schatten seiner Vergangenheit, den er wie ein inneres Gefängnis wahrnimmt. Chiara möchte ihm im Tiergespräch Gelegenheit geben, sich zu seiner Vergangenheit zu äußern. Drängen aber möchte sie ihn nicht.
Durch Tierkommunikation Vergangenheit überwinden und Gegenwart leben
Der Umgang mit der Vergangenheit ist insbesondere bei Tieren mit schlechter oder gar traumatischer Vergangenheit ein sensibles Thema, das viel Fingerspitzengefühl erfordert. Es ist wichtig, dem Tier Raum zu geben und zu halten und es dabei selbst entscheiden zu lassen, wieviel es hier und jetzt offenbaren möchte. Für manche Tiere ist es heilsam, über ihre Vergangenheit sprechen zu können. Andere möchten diese lieber hinter sich lassen und sich auf die Gegenwart fokussieren. Manche möchten im Tiergespräch gern Unterstützung, Vergangenes zu verarbeiten und loszulassen, können das aber nur langsam und schichtweise.
Für Ben ist es sehr schwierig, über seine Vergangenheit zu sprechen. Er kann sich nur kurz darauf einlassen. Ben überwindet sich für Chiara, weil er sich so sehr wünscht, dass sie ihn verstehen kann. Wie ein Film mit schnellen Schnitten, aufgeladen mit Emotionen zeigt Ben Erinnerungsfetzen:
Ben reagiert angespannt und mit einem inneren Fluchtmechanismus. Ich sehe ein Pferd, das in die Enge getrieben wird und körperlich und psychisch massivem Druck ausgesetzt wird. Immer wieder. Er ist verzweifelt, weiß nicht wohin, aber er ist nicht panisch. Er ist sich allem bewusst, erlebt alles bewusst – aber er versteht es nicht, kann es nicht verstehen. Er kann der Situation nicht entkommen, es gibt keinen Ausweg – nicht nur aus diesem Moment… es gibt keinen Ausweg aus diesem Leben… Es ist nicht nur auf dem Sandplatz so, es ist immer so. Kein Ausweg. Und doch der Instinkt zu fliehen, sich in Sicherheit zu bringen, sich zu entziehen. Nicht möglich, festgehalten, Schmerzen. Sich wehren, kämpfen? Oh nein, dem folgt nur rohe Gewalt, die ihm Angst und Schrecken einjagt und ihm bis ins Mark wehtut. Was also kann er tun? Er ist gefangen und zerrissen in dem Druck von außen und dem inneren Fluchtinstinkt. Sein Herz springt ihm aus der Brust.
Er weiß, es ist vorbei. Und doch ist es nicht vorbei. In ihm tobt der Kampf gegen die Vergangenheit noch immer. Die Vergangenheit, die ihn die Gegenwart nicht so genießen lässt, wie er es sich wünschen würde. Die Vergangenheit, die sein Herz so schwer macht und ihm auch jetzt noch die Unbeschwertheit raubt. Die Vergangenheit, die er tief in sich verschlossen hält und die er sich Mühe gibt zu verdrängen. Für die guten Momente, all das Schöne in seinem gegenwärtigen Leben und die Freude, bei dir zu sein, dafür zu wissen, dass jetzt alles gut ist und dass ihn die Vergangenheit nicht mehr einholen kann. Nur ihre drückende Schwere, die würde er so gern auch loslassen können.
Wenn das Pferd spricht: Reiten in Beziehung
Auch das Reiten ist für Ben durch seine Vergangenheit belastet. Sie hat körperlich und psychisch Spuren hinterlassen. Chiara möchte von Ben wissen, was er über das Reiten denkt und ob er Schmerzen hat. Ben zeigt eine immense innere und körperliche Anspannung, lange belastbar ist sein Rücken nicht und das Reiten ist für ihn auf der körperlichen Ebene mit tiefsitzenden Ängsten vor Schmerzen verbunden. Dennoch möchte er Chiara gern tragen – in dem Rahmen, der ihm möglich ist. Denn:
Es erwärmt ihm das Herz, wenn er so unmittelbar fühlt, dass er dir Freude bereit, dass das Zusammensein mit ihm dich erfreut. Das ist noch einmal etwas ganz anderes, wenn er dich auf seinem Rücken trägt. Dann gehörst du ganz ihm. Dann seid ihr für eine Weile miteinander wie zu einer Einheit verschmolzen, nur ihr zwei. Er genießt diese Art der Nähe sehr. Das ist ihm das Wichtigste am Reiten.
Ansonsten ist für ihn einfach nur wichtig, dass du da bist. Er macht gerne etwas mit dir und ist für alle Vorschläge offen. Ben hat wirklich keine Präferenzen und überlässt es gern dir, wie ihr die gemeinsame Zeit gestaltet. Er schließt sich dir gern an, wenn es ihm gutgeht und es für ihn machbar ist. Doch du musst auch gar nicht immer etwas mit ihm machen. Es reicht ihm auch schon, einfach deine Anwesenheit zu spüren und dich in seiner Nähe zu wissen.
Abschluss des Pferdegesprächs: Bens Botschaft an Chiara
Zum Abschluss jedes Tiergesprächs frage ich meinem tierischen Gesprächspartner, ob es noch etwas gibt, das er seinem Menschen mitteilen möchte. Ben kommt noch einmal auf die Schwierigkeiten zu sprechen, die er Chiara bereitet:
Er möchte nicht, dass ihr Schwierigkeiten habt und es tut ihm immer wieder leid, nicht dem entsprechen zu können, was er in Wahrheit gerne sein und tun würde. Doch wenn er irgendeine Form von Druck spürt, dann fällt er zurück in alte Muster. Er kann nichts dagegen tun, er kann mit Druck nicht umgehen. Er weiß, dass es meist von dir gar nicht so gemeint ist, aber bei ihm kommt so vieles so schnell als Druck an. Er fühlt sich schlecht, wenn er Anforderungen nicht entsprechen kann. Wenn er Anforderungen oder Situationen mental oder körperlich nicht gewachsen ist oder sie ihn psychisch überfordern, gerät er sehr schnell in inneren Stress.
Zugleich ist er so dankbar, dass er mit dir kommunizieren darf, seine Not zum Ausdruck bringen kann ohne Angst haben zu müssen, dafür gestraft zu werden. Das ist für ihn wirklich ein sehr, sehr großes Geschenk. Bens größter Wunsch ist, dem langen Schatten der Vergangenheit zu entkommen. Wieder in der Lage zu sein, sich wirklich zu öffnen, seine Gefühle zuzulassen und sich des Lebens bei und mit dir uneingeschränkt zu erfreuen.
Das Tiergespräch mit Ben war für Chiara der Schlüssel zu seinem Herzen.
Seit dem Tiergespräch hat sich viel verändert. Ich habe kurz danach an einem Workshop bei Natalie teilgenommen und die Kommunikation mit Ben auf diese Ebene ausgeweitet. Der Druck, den ich vorher gespürt habe, ist mittlerweile weg. Wir machen Dinge, die uns beiden Spaß machen und da gibt es so viele abseits des Reitens. Wir fahren Fahrrad, gehen schwimmen… mittlerweile läuft er frei mit mir im Gelände mit, auch wenn keine anderen Pferde dabei sind. Wir haben eine unfassbar starke Verbindung. Ich kann mich auf ihn verlassen und er sich auf mich.
Chiaras und Bens Weg: Mit Tierkommunikation Beziehung leben
Für Chiara hat die Tierkommunikation die Beziehung zu ihrem Ben vollkommen verändert. Früheres Unverständnis, Schwierigkeiten und Verzweiflung auf beiden Seiten hat sich zu gegenseitigem Verstehen,, Vertrauen und tiefer Verbindung gewandelt.
Ben kann sich Chiara mitteilen und wird verstanden. Er dankt es ihr mit seiner verlässlichen und echten Freundschaft.
Und manchmal habe ich Lust zu reiten. Und er lässt es mich mit einem guten Gefühl machen. Er läuft nicht mehr weg bei der Aufstiegshilfe und er verspannt nicht bei jedem Schritt. Wenn wir reiten, dann macht es uns beiden Spaß und der Moment gehört nur uns. Wir reiten nicht mehr, um besser zu werden, sondern für unsere Verbindung und manchmal auch einfach nur für die Geschwindigkeit (Galopp). Denn die macht uns beiden Spaß. Ich habe auch keine Angst mehr davor, dass ihm was weh tut. Denn ich vertraue darauf, dass er es mir mitteilt. Als er zu mir kam, hat er versucht immer alles richtigzumachen. Heute traut er sich, mir seine Grenzen klar zu kommunizieren.
Leider ist der Begriff des Seelenpferdes so abgedroschen. Menschen sprechen von ihrem Seelenpferd, doch ein echtes Miteinander, ein wirklicher Dialog bleibt dabei allzu oft aus.
Doch Chiara und Ben sind durch die Tierkommunikation wahrhaftig ein Herz und eine Seele. Chiara ist mit Ben den Weg vom Wollen ins Sein gegangen, von einer einseitigen Kommunikation hin zum zuhörenden Miteinander. Sie hat Ben damit aus dem langen Schatten seiner Vergangenheit herausgeholfen, ihre eigenen Prioritäten verändert und ihnen beiden eröffnet, was zwischen Pferd und Mensch jenseits des Reitens möglich ist.
Ben ist ein Geschenk für meine Seele und seit wir die Tierkommunikation kennengelernt haben, kann ich das so richtig genießen.
Danke, liebe Chiara, dass ich mit meiner Arbeit den Stein für euch ins Rollen bringen und Teil eures wunderbaren Weges sein durfte!
Mehr Praxisbeispiele findest du in meinem Blog.
Liebe Natalie! Ich freue mich jeden Tag wieder darauf, einen neuen Beitrag von dir zu lesen und wieder ein wenig mehr über deine Arbeit zu erfahren.
Herzlichen Dank, liebe Marianne, ich freue mich, dass du so intensiv mitliest und kommentierst!
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